Die Mehlschwalben in Plochingen
Wer kennt sie nicht, die waghalsigen Flugkünstler am Sommerhimmel, die in atemberaubender Geschwindigkeit zwitschernd über die Dächer hinweg fliegen und dabei unzählige Insekten und Mücken vertilgen? Ja, das sind die Mauersegler und Mehlschwalben, die bei uns zuhause sind. Jedoch stellt sich die Frage, wie lange noch? Die Vögel finden leider immer weniger Nistmöglichkeiten in unserer Nähe. Bei Haussanierungen werden beispielsweise letzte Ritzen unter den Dächern entfernt und damit auch die Nistmöglichkeiten für Mauersegler zerstört. Dabei gibt es genügend Möglichkeiten Ersatznistplätze anzubringen.
Noch schwerer haben es die Mehlschwalben, da ihre Kinderstuben teilweise absichtlich zerstört werden. Der NABU verfolgt diese Entwicklung mit größter Sorge. Die Mehlschwalben brüten normalerweise in sehr schön gebauten Nestern, die sie in wochenlanger Arbeit aus mehr als 1000 Erdklümpchen zusammenbauen. Oft kleben mehr als 10-15 solche Nester nebeneinander unter den Dächern, wodurch eine richtige Schwalbenkolonie entsteht.
Solch ein Bild bot sich zum Beispiel bis vor 3 Jahren an einem Haus in der Eisenbahnstrasse in Plochingen. Inzwischen sind alle dreizehn Nester mutwillig zerstört worden. Solche abgeschlagenen
Nestreste findet man ebenfalls in der Esslingerstraße, Urbanstraße oder Burgstraße. Der NABU-Gruppe zufolge gibt es in ganz Plochingen kein einziges selbstgebautes Nest mehr! Neubauten finden
sich nirgendwo – möglicherweise weil die Tiere kein geeignetes Baumaterial mehr finden. Warum die Nester zerstört werden, kann die NABU-Gruppe nicht nachvollziehen. Gabor Fernbach, dem die Vögel
sehr am Herzen liegen, vermutet: „Die Leute machen sich Sorgen, dass ihr hochglanzpoliertes Auto beschmutzt werden könnte. Dabei hilft ein einfaches Brett unter den Nestern wirkungsvoll den Kot
aufzufangen!“
Am Gebäude in der Eisenbahnstraße wurde in diesem Jahr ein Brutversuch in einem noch halbwegs intakten Nest gestartet. Traurigerweise ist der geschlüpfte Kleinvogel aus dem Nest herausgefallen
und am Boden verendet. Jedoch hofft die NABU-Gruppe, dass nächstes Jahr hier wieder viele Schwalben ungestört ihre Brut aufziehen können: die Bahn als Eigentümer hat nämlich auf Anfrage die
Erlaubnis gegeben, künstliche Nester anzubringen – natürlich mit einem Auffangbrett für den Kot.
Zum Glück gibt es auch erfreuliche Beispiele, wie in der Wiesbrunnenstraße, wo an einem Haus ca. 15 Paare brüten – wenn auch in künstlichen Nisthilfen! Ohne diese Kolonie gäbe es in Plochingen
vielleicht überhaupt keine Mehlschwalben mehr. Die Wohnungsnot betrifft übrigens nicht nur Mauersegler und Schwalben, auch viele andere Vögel finden immer weniger Möglichkeiten unterzukommen.
Daher empfiehlt die NABU-Gruppe, Nisthilfen wo überall möglich an Gebäuden anzubringen Die künstlichen Nistkästen werden von den Vögeln gut angenommen, wenn keine „echten“ zur Verfügung stehen.
Die aktiven Mitglieder des NABU Plochingen stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Kontakt: Gabor Fernbach